Wenn man sich mit Veränderungsprozessen im Unternehmen beschäftigt, trifft man unweigerlich auf den Begriff der Organisationskultur. Wir bei eurosysteam sind überzeugt, Kultur ist einzigartig und veränderbar: Man kann sie gestalten und steuern. Damit wird sie zu einem wichtigen Instrument für den Unternehmenserfolg. Doch woher kommt eigentlich der Begriff „Organisationskultur“?
Industrialisierung
Der Begriff „Organisationskultur“ hat in den letzten drei Jahrzehnten in vielfältiger Art und Weise Einzug in die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften erhalten. Dabei ist das Konzept, das sich hinter diesem Begriff verbirgt, viel älter als der Begriff selbst: Schon mit der einsetzenden Industrialisierung wurde im 19. Jahrhundert vom „Esprit de Corps“ gesprochen, wenn es darum ging, die Arbeiter in der Manufaktur unter einem gemeinsamen Wertekodex zu verbrüdern. Ging es hier noch um einen gemeinschaftlichen Geist, sprachen Nationalökonomen schon einige Jahrzehnte später von „Wirtschaftsstilen“, wenn sie die gemeinsamen Einstellungen und Verhaltensweisen von Menschen in einem Unternehmen meinten[1].
Erste Nennung von „Organisationskultur“
Aus einer psychologischen Sichtweise formulierte zuerst der englische Psychoanalytiker Elliot Jaques bedeutsame Gedanken zu dieser Thematik. Im Jahr 1951 veröffentlichte er sein Werk „The changing culture of a factory“ und erwähnte darin erstmals den Begriff einer „organizational culture“. Es dauerte dennoch fast drei Jahrzehnte, bis sich der Begriff „Organisationskultur“ in der Wissenschaft etablierte[2].
Wirtschaftskrise der 80er Jahre
In den 1980er wuchs die japanische Wirtschaft sehr rasant, während die westlichen Ökonomien stagnierten. Dies führte zu zahlreichen kulturellen Vergleichsstudien zwischen amerikanischen und japanischen Unternehmen. Damals beschränkte man sich allerdings eher auf die Untersuchung von nationalkulturellen Wertemustern (z.B. Kaizen) in großen Firmen[3].
Die moderne Bedeutung von „Organisationskultur“
Unser heutiger Begriff der „Organisationskultur“ stammt in seiner Grundidee aus der ethno-methodologischen Kulturanalyse: Dabei wird jede Organisation als ein einzigartiges, gewachsenes Gebilde angesehen. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Perspektive zählt der Psychologe Edgar H. Schein. Er modelliert Organisations-kultur als einen dreiteiligen Eisberg, dessen Spitze aus Werkzeugen, Ritualen und sichtbaren Verhaltensweisen besteht. Über der Wasseroberfläche sind die offen postulierten Leitwerte und formalen Verhaltensnormen erkennbar: Kommunikationsverhalten der Mitarbeiter gegenüber Kunden, das Firmenlogo und die Unternehmenseinrichtung oder das eigene Leitbild. Der größte Anteil der organisationalen Kultur liegt jedoch unter der Oberfläche und ist nicht auf Anhieb sichtbar[4]. Hierzu gehören auf einer zweiten Ebene beispielsweise kollektive Werte, ein Gefühl der Mitarbeiter dafür, wie Dinge im Unternehmen „richtig“ sind.
Auf der dritten, tiefsten Ebene des Eisbergs finden sich die kulturellen Teile des Unternehmens, die alle für selbstverständlich halten. Wie verhält man sich gegenüber Menschen, der Umwelt, ist man im Unternehmen konservativ, flexibel oder ehrlich? Diese Einstellungen sind nirgendwo erfasst, es sind tief im Denken verwurzelte Grundannahmen. Sie werden selten in Frage gestellt oder reflektiert und dadurch bewusst wahrgenommen. Dieser unsichtbare Teil ist nach Edgar H. Schein derjenige, der die Kultur am stärksten prägt.
Um einen kulturellen Wandel in einem Unternehmen hervorzurufen, muss man an diesen Teil des Eisbergs heran – das Verborgene wird bewusst und dadurch bearbeitbar. Wir haben mit eurosysteam in den letzten zwei Jahrzehnten eine Vielzahl von Kulturveränderungen in unterschiedlichen Unternehmen aktiviert und bei der Neugestaltung begleitet. Im Laufe der Jahre haben wir dabei nicht nur unsere Methoden verfeinert, sondern auch ein Gespür für das Wesentliche entwickelt: Jede Kultur ist einzigartig und kann nur mit der Beteiligung von Management und Mitarbeitern verändert werden.
Quellen
[2] Jaques, Elliot (1951): The changing culture of a factory. S. 251
[3] Ouchi, William G. (1981): Theory Z: How American business can met the Japanese Challenge; Pascale, Richard T. / Athos, Anthony G. (1982): Geheimnis und Kunst des japanischen Managements
[4] Edgar H. Schein (2003): Organisationskultur. 31ff.
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