Gesprächs-Aikido

Gesprächs-Aikido in 4 einfachen Schritten

Gesprächs-Aikido ist eine Konversationstechnik für einvernehmliche Meinungsverschiedenheiten

In der östlichen Kampfkunst Aikido geht es um Harmonie, nicht um Konflikt. Es gilt nicht, einen Gegner zu schlagen, zu überwältigen oder zu zwingen, sich zu fügen. Es ist vielmehr wichtig, sich mit der Energie des anderen zu bewegen und sich auf sie einzustellen, um die Kontrolle zu behalten. Beim Gesprächs-Aikido geht es darum, den Standpunkt des Gegners zu verstehen und seine Vorzüge zu erkennen, bevor man seinen abweichenden Standpunkt zum Ausdruck bringt und das entspricht in der Kommunikation dem Prinzip des “Angenehmen Widersprechens”.

Wenn Macht, Politik und Ego im Spiel sind, hilft dieses Werkzeug, unter „dem Radar des hyperaktiven Egos” des Gegenübers zu fliegen. Ein gut gemeintes (konstruktiv-kritisches) Feedback kann von schnell mal als ungerechtfertigte Kritik oder als implizite Drohung interpretiert werden. Politisch naive Menschen treten so sehr schnell mal ins Fettnäpfchen. Gesprächs-Aikido ist dagegen ein zwischenmenschlich und politisch versiertes Werkzeug.


Wenn du angegriffen wirst, schließe deinen Gegner ins Herz.

– Ueshiba Morihei, Begründer der modernen japanischen Kampfkunst Aikidō.


 

Die Konversations-Aikido-Technik verhindert, dass man „den König oder die Königin“ ärgert, indem man sich durch intellektuelle “Richtigkeit” oder Fachwissen dazu verleiten lässt, eine Idee übereifrig zu kritisieren, selbst wenn der Gegenüber keine Machtposition innehat. Es ist unklug, sich bei jemandem in die Nesseln zu setzen, unabhängig von seinem Status.

Das Gesprächs-Aikido als Tecchnik: Schritt für Schritt

Um Einfluss nehmen zu können, muss man sich der Auswirkungen des eigenen Verhaltens bewusst sein. Die meisten von uns wissen bereits, dass ganz grundsätzlich eine direkte, aber respektvolle Wortwahl und ein respektvoller Ton an die Stelle von aufrührerischer (aggressiver) oder schwacher (passiver) Sprache treten müssen. Fügen wir nun selbstbewusstes Sprechen, Aktives Zuhören und eine geradlinige Gesprächshaltung in die Schritte des Gesprächs-Aikido für einvernehmliche Meinungsverschiedenheiten“ ein.

1. Hört der Idee unvoreingenommen und einfühlsam zu.

Konzentriert Euch auf Euren Körper, um der Idee oder dem Anliegen des Gegenübers empathische, nicht wertende Aufmerksamkeit zu schenken, unabhängig davon, was Ihr gerade denkt. Paraphrasiert zwischendurch die Gedanken und Gefühle, um das Wesentliche, den Grund und die Emotionen hinter der Idee zu erfassen.

Dies zeugt von Respekt für die andere Person, beweist, dass Ihr ihre Idee verstanden habt, und vermittelt, dass Ihr deren Gültigkeit für die andere Person akzeptiert. Ihr nehmt die Idee in Euch auf, anstatt vorschnell zu reagieren, sie zu bewerten oder abzulehnen. Dies entspricht der Aikido-Philosophie des Ausrichtens, ebenso wie der nächste Schritt.

2. Erläutert großzügig die Vorzüge der Idee

Bevor Ihr negative Reaktionen äußert, zeigt ihr im Gesprächs-Aikido zunächst, dass Ihr die Vorzüge der Idee oder der vorgeschlagenen Maßnahme seht. Sagt aufrichtig alles, was Euch an der Idee gefällt, und nicht nur sinnbildlich. Legt Euch bei diesem Schritt richtig ins Zeug, indem Ihr die positiven Eigenschaften und die Vorteile der Idee mehrfach, konkret und aufrichtig kommentiert.

Die meisten Ideen haben einen gewissen Wert, und sei es „nur“ die Leidenschaft, mit der die Person sie verfolgt, oder die Energie, die sie in die Entwicklung der Idee investiert hat. Seid keine Nörgler. Zeigt guten Willen, indem Ihr tiefer grabt, um wenigstens einen Aspekt in der Idee zu finden, den Ihr wertschätzen und respektieren könnt.

Das ebnet den Weg für das, was als Nächstes kommt: Bedenken oder Meinungsverschiedenheiten. Einleitende Sätze für diesen Schritt sind zum Beispiel: “Was mir an Ihrer Idee gefällt, ist … Ich kann es nachvollziehen … Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht … Es ist bewundernswert, wie Sie … Die Vorteile liegen klar auf der Hand, wie … Ich unterstütze Ihr Ziel, … Einige Vorzüge, die ich sehe, sind … Wir sind uns einig über …”

3. Bringt Eure Bedenken taktvoll an die Oberfläche.

Ihr habt Euch nun „das Recht verdient“, die Variablen der Idee, die nicht berücksichtigt wurden, oder fehlende Teile offen anzusprechen. Ihr habt die Vorteile großzügig dargelegt, also scheut Euch nicht, auch die Nachteile anzusprechen.

Dieser Schritt kann mit folgenden Sätzen eingeleitet werden: “Lassen Sie uns auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass … . Ein Problem könnte sein … Eine Sorge ist … Eine große Herausforderung könnte sein … Ich bin nicht so zuversichtlich wie Sie, weil … Wie werden wir auf … reagieren? Ein Nachteil, den ich sehe, ist …”

Wenn Ihr von der Anerkennung der positiven Aspekte einer Idee zur Äußerung von Vorbehalten übergeht, vermeidet Wörter wie “aber” oder “trotzdem”. Ihr macht sonst alles zunichte, was Ihr zuvor gesagt habt. Euer Gegenüber wird dann nur das “aber” hören, nicht die Vorzüge, die Ihr angeführt habt.  Ihr wisst sicherlich, was ich meine: “Aber” birgt die Gefahr, dass ein “das gefällt mir” über eine Idee als bloße Formsache rüberkommt.

4. Zieht Euer Fazit.

Ihr habt beide Seiten der Medaille – die Vorteile (Vorzüge) und die Nachteile (Bedenken) der Idee – dargelegt und anerkannt, dass sie nebeneinander stehen können. Das Gesprächs-Aikido kommt in die Schluss-Phase. Zieht Sie nun Euer Fazit, das darin bestehen kann, Eure Bedenken zu umgehen und weiterzumachen oder Eure Unterstützung bis zu einem späteren Zeitpunkt zurückzuhalten oder die Idee nicht zu unterstützen. Ihr könnt der Person immer noch Respekt entgegenbringen. Ihr lehnt ja nicht sie ab, nur ihre Idee.

-Steffen Kubitzky

Weitere Techniken für Führung und Zusammenarbeit gibt es in unserer Work-Hack Data Base