Team-Accountability

3 Strategien für Team-Accountability

Wie kann man verhindern, dass die notwendige Rechenschaftspflicht lähmend wirkt? Ist echte Team-Accountability möglich?

Verantwortungsübernahme (engl. Responsibility) ist für das Funktionieren sozialer Systeme unerlässlich. Ganz gleich, ob es sich um Regierungen, Unternehmen, Sportmannschaften oder Familien handelt, die Übernahme von Verantwortung und damit einhergehend eine Form von Rechenschaftspflicht (engl. Accountability) durch einzelne Personen oder Teilgruppen sorgt dafür, dass menschliche bzw. soziale Systeme am “Leben bleiben” und sich weiterentwickeln.

Aber oft gibt es Probleme mit dem Verständnis von Rechenschaftspflicht und ihrer Umsetzung, die sie unwirksam oder sogar kontraproduktiv machen. Ein Bewusstsein für die Grenzen traditioneller Vorstellungen von Rechenschaftspflicht kann helfen, eine unterstützende, transformative Version von Rechenschaftspflicht als Grundlage für Verantwortungsübernahme zu schaffen.

Theodore Roosevelt hat einmal gesagt: “Wenn du der Person, die für die meisten deiner Probleme verantwortlich ist, einen Tritt in den Hintern geben könntest, würdest du nicht einen Monat lang sitzen bleiben.”

Trotz humorvoller Ausrichtung und einem gewissen Wahrheitsgehalt, ist dieser Spruch aber auch sinnbildlich für einen eher traditionellen Ansatz der Rechenschaftspflicht und damit einigen der inhärenten Mängel. Hier sind die wichtigsten Einschränkungen der traditionellen Vorstellungen von Rechenschaftspflicht:

Es zählen nur die Ergebnisse

Das Hauptziel ist das Erreichen von Aufgaben- oder Leistungsergebnissen. Haben man getan, was man tun sollte? Habe man seine Zahlen in diesem Quartal erreicht? Auch wenn Ergebnisse sicherlich wichtig sind, kann die ausschließliche Konzentration auf Leistungsergebnisse dazu führen, dass andere, ebenso wichtige Aspekte dessen, was es bedeutet, langfristig effektiv zu sein, außer Acht gelassen werden – Dinge wie bessere Beziehungen und Lernen. Außerdem führt dies zu einem binären “bestanden/nicht bestanden”-Ansatz bei der Bewertung von Ergebnissen, was entmutigend sein kann und die Möglichkeiten, daraus zu lernen, einschränkt.

Man konzentriert sich nur auf den Einzelnen

Bei der traditionellen Rechenschaftspflicht liegt der Schwerpunkt auf der Verantwortung des Einzelnen. Individuelle Verantwortung ist ein wichtiger Aspekt der Rechenschaftspflicht, aber es besteht die Gefahr, dass die Menschen Situationen nur durch die Linse ihrer selbst betrachten und die größeren, kollektiven Ziele übersehen. Schlimmstenfalls kann dies dazu führen, dass die Mitarbeiter eine “Das ist nicht meine Verantwortung bzw. Aufgabe”-Silo-Mentalität entwickeln, was die Moral, die Kapazität und die Ergebnisse ernsthaft untergraben kann.

Bei Fehlern erfolgen Schuldzuweisungen

Wenn etwas schief geht, lautet die erste Frage oft: “Wer muss zur Rechenschaft gezogen werden?” Diese Art der rückwärtsgerichteten Rechenschaftspflicht konzentriert sich auf die Zuweisung von Schuld und Bestrafung – wer muss “in den Hintern getreten” werden? Aber in den meisten Fällen sind Fehler oder mangelnde Leistung keine Schwarz-Weiß-Situationen, die eine Bestrafung erfordern. Sie können sogar eher ein wertvoller Lernmoment sein. Eine Orientierung an Schuldzuweisungen löst Angst aus und führt dazu, dass Probleme vertuscht und Diskussionen über Unzulänglichkeiten vermieden werden, was langfristig zu verpassten Gelegenheiten für Lernen, Wachstum und Verbesserung führt. Das Ergebnis dieser Einschränkungen ist, dass sie die Macht der Rechenschaftspflicht als Kraft für Spitzenleistungen, Verbindung und Lernen untergraben. Diese Probleme verwandeln die Rechenschaftspflicht in etwas, das im Wesentlichen transaktional ist: “Konzentriere dich auf das Ergebnis, leiste deinen Beitrag und versaue es nicht!” Dieser Ansatz ist begrenzt, weil er eher eng und sogar angstauslösend ist. Was könnte also ein Lösungsansatz sein?

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Im Folgenden stellen wir drei Strategien vor für eine andere Herangehensweise an das Thema  Rechenschaftspflicht, die es ermöglichen, die Vorteile einer starken Rechenschaftspflicht zu nutzen, gleichzeitig die Fallstricke zu umgehen und damit eine solide Grundlage für die Verantwortungsübernahme zu legen:

Fokus auf Menschen und Ergebnisse

Anstatt nur die aufgabenbezogenen Ergebnisse zu betonen, die es anzustreben gilt, sollten wir alle auch darauf achten, welche Erfahrungen die Menschen bei der Arbeit an diesen Ergebnissen machen. Wie sollen die Menschen sich selbst und die anderen als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit empfinden? Wie sollen die Menschen während dieses Prozesses wachsen? Und wenn wir über die Frage “Wie gut haben wir uns geschlagen?” nachdenken, sollten wir auch berücksichtigen, wie die Teammitglieder den Prozess erlebt haben, wie sich die Beziehungen entwickelt haben und wie viel wir alle gelernt haben.

Team-Accountability! Machen wir aus der Rechenschaftspflicht einen Mannschaftssport

Erweitern wir den Rahmen der Rechenschaftspflicht, um über die Verantwortung des Einzelnen hinauszugehen und ein kollektives Verantwortungsgefühl für die Erreichung der Teamziele zu schaffen. Sprechen wir darüber, was das bedeutet – ob es darum geht, andere Teammitglieder zu vertreten, anderen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen, Informationen und Ressourcen zu teilen, das Feedback anderer einzuholen und das große Ganze zu sehen. Jeder muss nicht nur sich selbst gegenüber verantwortlich sein, sondern auch gegenüber den anderen Teammitgliedern und den gemeinsamen Interessengruppen (Kunden, Lieferanten, Investoren und der Öffentlichkeit).

Egal, was passiert, lasst uns davon lernen

Entwickeln wir eine Lern- und Wachstumsmentalität, die Misserfolge, Fehler und Rückschläge als wichtige Gelegenheiten zum Wachstum und Lernen betrachtet. Wenn Probleme auftreten, konzentrieren wir uns nicht darauf, wer die Schuld trägt, sondern bestimmen, wer für die Verbesserung der Situation Verantwortung übernehmen kann, was aus dem Geschehenen gelernt werden, kann und was wir beim nächsten Mal anders machen werden. Begreifen wir es als Normalität, dass Dinge manchmal schief gehen, indem wir über unsere eigenen Fehler und die daraus gezogenen Lehren sprechen. Lasst uns Verantwortungsübernahme und Rechenschaftspflicht “entstauben & erneuern” und somit eine Mentalität schaffen, in der jeder die Verantwortung für individuelle und kollektive Ziele und Aufgaben übernehmen kann und auch will, in der niemand den anderen im Stich lässt und in der alle fortwährend lernen und sich verbessern. Das Ergebnis ist, dass Verantwortungsübernahme und Rechenschaftspflicht nicht mehr Angst und Sorgen verursachen, sondern Lebendigkeit, Engagement und Verbundenheit fördern.

-Steffen Kubitzky