KI als Helfer in Leadership-Themen
Wow. Ein Projekt am vordersten Rand der aktuellen Entwicklungen und im Zentrum unserer Kompetenzen – außerdem ein Pionier-Projekt. Perfekt. Es war absolut bereichernd, weil es in mehrfacher Hinsicht Neuland war: konzeptionell, technisch, aber auch kulturell. Gemeinsam mit Daimler Truck haben wir in den letzten Monaten einen Chatbot entwickelt, der nicht einfach nur antwortet, sondern durch hochempathische Gesprächsführung echte Reflektion ermöglicht: Über Führungsverantwortung, über die eigene Eignung, über Zweifel, Ambitionen – und über das, was Menschen wirklich bewegt, wenn sie an der Schwelle zur Führung stehen. In a Nutshell: Der KI-Chatbot soll Menschen im Unternehmen unterstützen, die sich mit der Frage beschäftigen: „Will ich eventuell Führungskraft werden?“
Ein Projekt an der Schnittstelle von Technologie, Psychologie und Haltung
Was dieses Projekt für uns so besonders gemacht hat, war nicht nur die prominente Marke oder der klangvolle Titel „KI-gestützte Karriereberatung“. Es war die Tatsache, dass hier drei unserer Kerndisziplinen auf außergewöhnlich dichte Weise ineinandergriffen:
- Erstens KI-Kompetenz: Wie baut man einen Chatbot, der mehr kann als FAQ-Floskeln wiederzukäuen? Wie gestaltet man eine dialogische Maschine, die nicht nur intelligent klingt, sondern sich auch intelligent verhält? (Spoiler: Es hat mit Haltung zu tun.)
- Zweitens Leadership-Verständnis: Welche Fragen treiben Menschen um, die mit dem Gedanken spielen, Führung zu übernehmen – oder eben genau nicht? Wie tief muss ein Gespräch gehen, das Orientierung geben will, ohne zu beeinflussen?
- Drittens Coaching-Expertise: Wie übersetzt man die Feinheiten guter Coachingprozesse in ein interaktives System? Und ist es überhaupt möglich, einen Chatbot zur Reflexionshilfe zu machen – ohne dass er dabei klingt wie ein digitaler Erziehungsberechtigter?
Die Arbeit an diesem Projekt war entsprechend vielschichtig. Über Wochen hinweg haben wir uns in intensiven Arbeitsmeetings gemeinsam mit dem Kernteam bei Daimler Truck durch alle Dimensionen dieses Vorhabens gearbeitet: von der Purpose-Klärung über die Zielgruppenanalyse bis hin zur Frage, ob ein Chatbot überhaupt in der Lage ist, so etwas wie Resonanz herzustellen. (Kurze Antwort: Wenn man ihn gut baut – ja. Längere Antwort: siehe weiter unten.)
Iteratives Denken statt lineares Abarbeiten
Das Projekt verlief dabei nicht in klassischen Phasen mit klaren Übergängen – sondern in einem organischen, manchmal auch widerspenstigen Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Wir haben konzipiert, verworfen, getestet, rekonstruiert – und dabei immer wieder hinterfragt: Wo liegt der eigentliche Mehrwert? Was braucht ein Mensch in der Schwebe zwischen „Ich könnte führen“ und „Ich will (noch) nicht“? Brauchen Menschen eher Information und Beratung oder eher Empathie und Caoching? Oder eine Kombination?
Ein zentraler Meilenstein in diesem Entwicklungsprozess waren schließlich drei eigens durchgeführte Workshops mit Vertreter*innen der Zielgruppe und Personal-Verantwortlichen, die sonst mit dieser Thematik konfrontiert werden und genau solche Gespräche schon hundertfach geführt haben.
Kritische Neben-Unsicherheit: Wie werden die sich fühlen, wenn wir diese Gespräche an eine KI delegieren wollen? Entlastet oder ersetzt?
Diese Workshops fanden statt, als ein Prototyp Sessions hatten zwei sehr unterschiedliche, aber sich ergänzende Schwerpunkte:
- Erstens das ernsthafte Testen: Wie fühlt es sich an, mit dem Bot ein Gespräch über die eigene Führungsambition zu führen? Wird man verstanden, gespiegelt, herausgefordert?
- Und zweitens das an die Grenze führen: Was passiert, wenn man den Chatbot mit absurden, provokanten oder paradoxen Fragen konfrontiert? Bleibt er stabil? Wird er kreativ? Oder gerät er in philosophische Existenznot?
Besonders spannend war für uns, was nach dem Testen passierte: Die Gespräche im Anschluss. Hier entstand echtes Lernen – für uns, für die Teilnehmenden, und für das Projekt. Die Rückmeldungen reichten von „überraschend hilfreich“ bis „ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Bot zum Nachdenken bringt“. Genau das war unser Ziel.
Was bleibt – und was kommt?
Der Chatbot wurde inzwischen auf eine andere technische Plattform gesetzt, er wurde für Test-Personen geöffnet und muss nun noch durch ein paar Freigabe-Schleifen, aber vermutlich in wenigen Wochen dem gesamten Unternehmen zugänglich gemacht.
Für uns bei eurosysteam war dieses Projekt ein Paradebeispiel dafür, wie moderne Organisationsentwicklung aussehen kann, wenn man KI weder als Bedrohung noch als Allheilmittel versteht, sondern als Partner – ein Werkzeug, das neue Räume öffnen kann, wenn man es klug einsetzt.
Der Chatbot ist natürlich nicht als kompletter Ersatz für menschliches Coaching gedacht – sondern als Einladung zur Selbstklärung. Er ist rund um die Uhr verfügbar, wertungsfrei, geduldig, unbestechlich – und manchmal, wenn man ihn lässt, sogar weise.
Wir sind überzeugt: Die Zukunft der Führungskräfteentwicklung wird nicht entweder menschlich oder technologisch sein. Sie wird beides sein – und sie wird genau dort am stärksten, wo beides auf Augenhöhe miteinander arbeitet.