Mensch, Mensch, KI

Peter Fischer

Zur Blog-Übersicht

Wie wir die Triade als Arbeitsprinzip mit Künstlicher Intelligenz entdeckten

Vor einiger Zeit hatten wir einen Lern- und Innovations-Workshop mit unserer Community  von KI-Trainer*innen in Heidelberg. Für den zweiten Tag hatten wir uns unter anderem vorgenommen mit 10 Leuten kollaborativ und mit Hilfe von KI einen Artikel zu schreiben. Im Verlauf dieses Experiments haben wir uns dann schließlich in 5 Zweier-Teams aufgeteilt, um jeweils an einem von 5 Kapiteln zu schreiben. Das hat erstaunlich gut funktioniert. 

In der anschließenden Reflektion sollte es eigentlich um die Frage gehen, wie es den Zweier-Teams empfunden haben, an einem Kapitel zu schreiben, ohne die anderen Kapitel zu kennen (obwohl wir es technisch sogar so eingerichtet hatten, dass man auch in die Chats der anderen 2er-teams hätte schauen können) – stattdessen ging es dann viel öfter um den Vorgang, mal zu zweit zu prompten. Was zunächst wie eine nebensächliche Erfahrung aussah, entwickelte sich schnell zu einer tiefgreifenden Erkenntnis. Faszinierend war, dass alle Zweier-Teams von ähnlichen Erfahrungen berichteten. 

Von vielen Varianten wurde berichtet: Mal was es so, dass eine Person begann, die KI zu befragen, während die zweite nachdenklich zusah, dann hinterfragte und ergänzte, oder ein Dialog zwischen beiden, der dann in einem gemeinsamen Prompt mündete. Von vielen weiteren Konstellationen und Entwicklungen wurde berichtet. Alle berichteten, dass die Arbeit mit KI einfacher, lockerer und partnerschaftlicher wurde.

Warum uns die KI oft entfremdet

Die Interaktion mit einer KI ist auf den ersten Blick faszinierend, aber auch seltsam distanziert und kühl. Eine KI spiegelt unsere Gedanken wider, unsere Logik, unsere Widersprüche. Doch was sie uns nicht gibt, ist echte Resonanz.

Sie nickt nicht anerkennend, runzelt nicht die Stirn bei einem Widerspruch und antwortet nicht mit einem verschmitzten Lächeln. Gerade deshalb bleibt die Arbeit mit einer KI oft unvollständig. Wir zweifeln: Ist das Ergebnis gut genug? Hätte ich es anders formulieren können? Diese Fragen, die so menschlich sind, finden keine Antwort. Sie verlangen nach einem menschlichen Gegenüber, das mit uns staunt, hinterfragt und Neues erschafft.

Die Magie der Triade

Wenn zwei Menschen und eine KI zusammenarbeiten, passiert etwas tief Menschliches: Verantwortung und Kreativität werden geteilt. Eine Person schreibt, die andere reflektiert, beide bewerten gemeinsam die Antwort der KI. Und plötzlich ist die KI kein Werkzeug mehr, sondern ein Partner – ein dritter Denker, der provoziert, inspiriert und manchmal auch scheitert.

Doch es ist nicht nur die Arbeitsteilung, die diese Methode so besonders macht. Es ist die Dynamik des Dialogs. Im Wechselspiel von menschlichem Denken und maschineller Logik entstehen Ideen, die weder alleine noch in einer reinen Mensch-Mensch-Konstellation möglich wären. 

Die philosophische Dimension: Der Dritte im Raum

In der Philosophie wird der Dritte oft als das entscheidende Element betrachtet, das aus einer einfachen Beziehung eine komplexe macht. Ob in der Dialektik, in der systemischen Beratung oder in der Literatur – der Dritte ist der Störfaktor, der Innovation möglich macht. Genau das erleben wir, wenn die KI als Dritter im Raum agiert.

Die KI ist kein Mensch, doch gerade das macht sie so wertvoll. Sie bringt eine Perspektive ein, die weder emotional noch voreingenommen ist, und zwingt uns, unsere eigenen Denkweisen zu hinterfragen. In der Triade wird sie zum Verstärker unserer Kreativität und zum Katalysator für neue Ideen. 


Anwendung im Alltag: Mehr als ein Experiment

Die Methode des gemeinsamen Promptens ist nicht nur eine Spielerei für Technik-Enthusiasten. Sie hat das Potenzial, unsere Arbeitswelt grundlegend zu verändern. In kreativen Prozessen kann sie helfen, Blockaden zu überwinden. In Entscheidungsfindungen bringt sie Klarheit und Struktur. Und in der Zusammenarbeit schafft sie eine neue Ebene des Dialogs.


Fazit: Eine neue Art des Denkens

Die Arbeit mit einer KI fühlt sich oft fremd an. Doch wenn wir sie in eine Beziehung einbetten – Mensch, Mensch, KI – wird sie zu etwas Natürlichem. Die Triade zeigt uns nicht nur, wie wir besser mit Maschinen arbeiten können, sondern auch, wie wir besser miteinander arbeiten können. Wir stehen erst am Anfang. Doch eines ist klar: Die Zukunft der Arbeit liegt nicht in der Isolation, sondern in der Verbindung. Zwischen Menschen. Und zwischen Mensch und Maschine. In dieser multiplen Verbindung liegt die wahre Magie.