Gelassenheit

Bewusste Gelassenheit

Bewusste Gelassenheit: Wie man das Beste aus einer unbeständigen Welt macht

Um das Beste aus einer turbulenten Welt zu machen, müssen wir in der Lage sein, unsere sprunghaften Emotionen mit einem rationalen und bewussten Denkprozess in Echtzeit auszugleichen, der es uns ermöglicht, zu lernen und uns gedanklich und kreativ durch die Unbeständigkeit zu navigieren.

Und das ist ein Problem für uns: während wir uns gedanklich mit einer dynamischen Situation auseinandersetzen und das dafür am besten geeignete Verhalten für den nächsten Schritt wählen sollten, tun wir instinktiv das Gegenteil. Das nennt man das “Anpassungsparadoxon”.

In dem Moment, in dem wir aus unseren gewohnten Mustern ausbrechen sollen, um uns kreativ mit einer ungewohnten, komplexen oder unsicheren Situation auseinanderzusetzen und eine neue und innovative Reaktion auszuwählen, sind es gerade die Emotionen, ausgelöst durch die Fremdartigkeit dieser Situation und den Mangel an Transparenz und Sicherheit, die uns Veränderungs-unfähig machen und in unseren gewohnten Mustern festhalten.

Hierbei setzt das Konzept der “bewussten Gelassenheit” an. Dabei geht es um Anpassungsfähigkeit, Selbstbeherrschung, Lernfähigkeit und emotionale Selbstregulierung.

eine duale Bewusstheit entwickeln

Unter der Oberfläche unseres Verhaltens verbirgt sich unsere Kernidentität, die aus Gedanken, Gefühlen und Überzeugungen besteht, die wir seit unserer Kindheit entwickelt und verfeinert haben.

Zusammen bilden sie die Grundlage für die Denkweise, die unser Verhalten in Gang setzt. Meistens scheint dies für uns zu funktionieren und unsere Kernidentität zu schützen. Aber in brisanten Situationen führen unsere tief verwurzelten Reaktionen dazu, dass wir Gelegenheiten verpassen, auf produktivere Weise zu lernen und zu wachsen. Die Fähigkeit, uns von unseren Gedanken und Gefühlen zu lösen, ist der erste Schritt nach vorn. Wir müssen eine sogenannte “duale Bewusstheit” entwickeln.

Duale Bewusstheit bedeutet, sich sowohl unserer äußeren Umgebung als auch unserer inneren Präferenzen bewusst zu sein und zu wissen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Dies bedeutet, dass wir erkennen können, dass unsere intensiven Gefühle eigentlich Geschenke sind. Sie sind Botschaften, die uns sagen, dass unsere typischen Verhaltensweisen vielleicht nicht die beste Lösung für die Situation sind, in der wir uns befinden.

Duale Bewusstheit besteht aus drei Ebenen: Bewusstheit über die Situation und das, was sie erfordert, Bewusstheit über das, was im Moment in einem vorgeht und welche Muster gerade drohen anzuspringen, und dann eine bewusste Auswahl einer wirksamen Reaktion auf die Situation.

Dies hilft uns zu erkennen, wann wir eine sogenannte “adaptive Zone” betreten. In dieser Zone stehen wir vor Herausforderungen, die von uns verlangen, etwas Neues zu tun, das uns nicht leichtfällt oder für uns nicht selbstverständlich ist, und wenn wir versagen, hat das echte Konsequenzen. Die Umstände sind ggf. über unsere bisherigen Fähigkeiten und Erfahrungen hinausgewachsen und unsere normalen Gewohnheiten, Muster und Verhaltensweisen funktionieren hier für uns nicht mehr so, wie wir es brauchen oder wollen.

Wenn wir mit einer adaptiven Zone konfrontiert werden, ist es an der Zeit, in den Lernmodus zu wechseln. Unsere Standardeinstellung kann zu blinden Flecken führen. Die Frage lautet dann: “Was müsste ich glauben, um anders zu reagieren?”

Wenn wir uns in einer adaptiven Zone befinden, gehen wir in einem Schutzzustand und arbeiten mit unseren Standardeinstellungen und Verhaltensmustern. Wir glauben, dass die Art und Weise, wie wir die Dinge sehen, objektiv wahr ist. Wir schauen nicht nach innen, um zu untersuchen, ob unsere eigene Sichtweisen verzerrt sein und andere Möglichkeiten bestehen könnten. Das führt also dazu, dass wir anderen oder Umständen außerhalb von uns die Schuld für unsere Probleme geben, anstatt die Verantwortung zu übernehmen und Wege zu finden, wie wir etwas ändern können, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.

Angesichts von Ungewissheit klammern wir uns leicht an das, was wir kennen und was in der Vergangenheit für uns funktioniert hat, auch wenn es diesmal nicht funktioniert, weil es bequem ist und uns ein Gefühl der Kontrolle vermittelt.

Wenn zwei unterschiedliche Denkweisen aufeinandertreffen, kommt es in der Regel zu Konflikten. Aber wenn man gut damit umgeht, mit einem offenen Geist anstelle von Verurteilungen, Abwehrhaltung oder Schuldzuweisungen, kann ein Konflikt tatsächlich ein wichtiger Katalysator für das Lernen sein.

 

Ohne Duales Bewusstsein besteht die Gefahr, dass wir in einem Zustand des Schutzes gefangen werden, andere beurteilen und beschuldigen und anfangen, uns eine negative Meinung über sie zu bilden. Dann nehmen wir das, was sie sagen und tun, im Lichte dieser Meinungen wahr. Und wenn wir ständig nach bestätigenden Beweisen für unsere Meinung suchen, und zwar durch genau die Linse, die sie geschaffen hat, werden wir sie zweifellos finden.

Anstatt uns gegenseitig zu beschuldigen und nach Beweisen für unsere eigenen Vorurteile zu suchen, sollten wir uns angewöhnen, uns gegenseitig als vollständige, komplexe Menschen zu sehen, deren Verhalten in einer bestimmten Situation etwas viel Komplexeres widerspiegeln könnte als das, was wir an der Oberfläche sehen. Dies führt oft zu mehr Verständnis, Vertrauen, Einfühlungsvermögen und Intimität, da wir uns wohler fühlen, wenn wir tiefere Elemente unseres Wesens mitteilen.

Ein übergeordnetes Ziel hilft uns, uns daran zu erinnern, warum wir tun, was wir tun, und hilft uns, aus dem Gewohnten herauszutreten und die adaptiven Umstände, mit denen wir konfrontiert sind, anzunehmen und aus ihnen zu lernen.

-Steffen