Sie war eine Pionierin der systemischen Beratung. Sie war Unternehmerin, Beraterin und Buchautorin. Sie war unsere Kollegin und Freundin. Nun ist sie nicht mehr da. Sie fehlt uns.
Vor zwei Jahren haben wir bei eurosysteam mit nicht unerheblichem Stolz unser 25-jähriges Bestehen gefeiert. An der Gründung und der Erfolgsgeschichte unseres Unternehmens hatte eine Frau einen maßgeblichen Anteil: Gisela Osterhold. Gemeinsam mit ihren beiden Partnern Gerd Lenz und Heiner Ellebracht hat sie diese Firma gegründet, mit Leben gefüllt, erfolgreich gemacht, wach und beweglich gehalten und immer wieder erneuert. Wir sind zutiefst erschüttert und betroffen.
Es ist kaum vorstellbar, wie vielen Menschen sie in ihrer Funktion als Coach, Beraterin, Moderatorin, Ausbilderin begegnet sein mag. Es müssen viele Tausend gewesen sein. Die Reaktionen dieser Menschen auf ihre Begegnung mit Gisela waren fast immer positiv. Sie hat niemanden kalt gelassen. Viele zeigten sich von ihr sofort stark beeindruckt. Der Kontakt zu Menschen war für Gisela das Schönste, das Wichtigste und auch eine ihrer ganz großen Stärken. Ihr Auftreten, ihr Händedruck, ihr Blickkontakt. Wer sie kennen lernte, wusste innerhalb von Sekunden, dass er es mit einer starken Persönlichkeit zu tun hatte.
Gisela hat Vorstände und Geschäftsführer beraten und diese Beratungen verdienen das große Wort „ganzheitlich“. Mensch und Organisation, Strategie und Träume, Persönliches und Personelles. Sie kümmerte sich immer umfassend. Details durften gerne mal vernachlässigt werden, denn es ging ihr ums Ganze: Um die Zusammenhänge, um den großen Wurf, den großen Sprung. Sie mischte sich immer ein, fragte nach.
Viele ihrer Kundenbeziehungen waren langfristig, einige wurden sogar freundschaftlich. In unseren Team-Sitzungen bei eurosysteam konnte man sie oft einen der folgenden Sätze sagen hören: „Wir wollen unsere Kunden lieben. Wir reden nicht schlecht über unsere Kunden. Unsere Kunden sollen das Gefühl haben, wir wären nur für sie da. Wir wollen, dass unsere Kunden uns lieben. Wir machen die Ziele unserer Kunden zu unseren Zielen. Wir verknüpfen uns mit dem Erfolg unserer Kunden.“ Das alles ist ihr gelungen – ein ums andere Mal. In einer E-Mail, die sie uns vor nicht allzu langer Zeit mit stolzer Freude weiterleitete, bedankte sich ein Geschäftsführer, der gerade einen großen Karrieresprung gemacht hatte, mit den Worten: „Du bist Teil meiner Erfolgsgeschichte, liebe Gisela.“
Gisela Osterhold war eine starke Frau, sicherlich eine der stärksten, die wir je kennenlernen durften. Ihre Kraft und Energie waren beispiellos. Sie war unermüdlich. Faulheit war ihr nicht nur zuwider, sondern scheinbar auch gänzlich fremd. Kaum etwas, das ihr egal war oder für das sie sich nicht verantwortlich fühlte. Wo wir, ihre Kollegen manchmal nachließen, war sie es oft, die den Anspruch hoch und den Ehrgeiz wachhielt. Wir verdanken ihr viel.
Angesichts ihrer Stärke konnte es manchen Menschen passieren, eine zweite große Qualität zu übersehen: Ihre Herzenswärme. Sie war eine besorgte Kümmerin. Sie besaß große Achtsamkeit für die kleinen und großen Leiden der Menschen um sie herum. Wer in ihrem Herzen einen Platz hatte, konnte sicher sein, mit Mitgefühl und Empathie gut versorgt zu sein. Wenn ihre Herzenswärme spürbar wurde, vervollständigte sich das Bild von Gisela. Diese Vollständigkeit war bewundernswert. Sie war ganz und gar Gisela und zu ihrer Ganzheit gehörten immer auch ihre Liebsten: Wir teilen unsere Trauer mit ihrem Mann und ihrer Familie – ihren zwei Söhnen und deren Familien, ihren Enkelkindern, ihren vielen Freunden.
Das Unternehmen eurosysteam war – und auch das war für alle immer spürbar – Teil ihrer Familie, Teil ihres Lebens, ihrer selbst. Gisela war gleichzeitig Teil von eurosysteam. Beide waren ohne einander nicht denkbar. Gisela hat viele Lebenswerke geschaffen – eurosysteam ist eins davon. Die Lücke, die sie in das Leben vieler Menschen und in unsere Firma reißt, ist immens – nicht schließbar, geschweige denn füllbar. Dennoch fühlen wir uns verpflichtet, ihr Lebenswerk weiter zu pflegen. Wir haben viel von ihr gelernt und auch uns geht es ums Ganze. In der Form, wie wir es kennen, wird eurosysteam nie wieder ganz sein. Für uns heißt es jetzt Abschied nehmen.
Liebe Gisela, wir möchten von Dir Abschied nehmen so gut, wie wir Dir immer wieder begegnen durften.
Wie ich dir begegnen möchte von Virginia Satir
Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen.
Ich möchte dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten.
Ich möchte dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen.
Ich möchte zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen.
Ich möchte dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen.
Ich möchte dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen.
Ich möchte von dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben.
Ich möchte dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich für sie verantwortlich zu machen.
Ich möchte dich informieren, ohne dich zu belehren.
Ich möchte dir helfen, ohne dich zu beleidigen.
Ich möchte mich um dich kümmern, ohne dich ändern zu wollen.
Ich möchte mich an dir freuen – so wie du bist.
Wenn ich von dir das Gleiche bekommen kann, dann können wir uns wirklich begegnen und uns gegenseitig bereichern.
Stellvertretend für Dein noch viel größeres eurosysteam:
Gerhard Lenz, Heiner Ellebracht, Lars Geiseler, Peter Fischer, Walburga Höller, Corinna Reinhard-Thursfield, Melanie Gohde, Bettina Meyering, Sarah Heid
Die Beisetzung findet am 10.3.2017 um 11.15 Uhr auf dem Waldfriedhof in Darmstadt statt.