Zukunfts-Wette zum Thema künstliche Intelligenz

Was ist eine Zukunfts-Wette?

Im Jahr 2013 machte eine Idee die Runde. Inspiriert von Rainer Göttmann haben wir damals Zukunfts-Prognosen formuliert, die wir die 10-Jahres-Wette genannt haben. Ich hatte damals meiner Wette die folgende Überschrift gegeben: “Ich wette, dass 2023 in den Industrienationen jede zweite Arbeitskraft eine künstliche Intelligenz ist.”
Natürlich hatte ich meine Wette von damals immer noch im Hinterkopf, aber dass es tatsächlich dieses Jahr schon so weit ist, dass die 10 Jahre rum sind, hat mich dann doch überrascht. Nach einer Suche auf einem alten Laptop habe ich sie gefunden. Dass ich mich zur Zeit tatsächlich sehr intensiv mit künstlicher Intelligenz beschäftige, ist natürlich ein krasser Zufall. Oder ein Beweis für die Richtigkeit meiner These von damals?

Zukunfts-Wette fast gewonnen

Urteilt selbst. Gewonnen oder nicht gewonnen? Ich selbst bin ja bescheiden und würde sagen, nein, nicht gewonnen. Aber es ist schon recht nah dran, oder?
Ein paar Aspekte sind schlicht falsch, aber die Richtung stimmt auf jeden Fall. Gerade über den Schluss-Satz denke ich jetzt viel nach. Wieviel Führungs-Kompetenz brauchen wir alle eigentlich, wenn doch bald jeder Mensch, der an einem Computer arbeitet, sich mit dem Thema “Delegieren” beschäftigen muss und auch eine viel höhere Verantwortung bekommt?

Die Zukunfts-Wette im Original-Text von 2013

Hier also der Text, den ich damals verfasst habe:

“Ich wette, dass 2023 in den Industrienationen jede zweite Arbeitskraft eine künstliche Intelligenz ist. Das sogenannte Mooresche Gesetz sagt voraus, dass sich die Rechenleistung eines durchschnittlichen 1000-$-Computers alle 2 Jahre verdoppeln wird und damit in 10 Jahren ein Niveau erreicht sein wird, dass der Rechenleistung eines menschlichen Gehirns entspricht. Das muss man sich noch mal wiederholen: Die Prognose lautet, dass wir uns 2023 für 1000 $ einen Computer kaufen können, der dieselbe Rechenleistung hat, wie ein menschliches Gehirn. Die Arbeitswelt wird das – vorsichtig ausgedrückt – umkrempeln.

Viele Tätigkeiten in Unternehmen werden von künstlichen Intelligenzen (KI) erledigt werden. Es wird Computer geben, die selbst Software schreiben können.
Wir werden Computer nicht mehr mit Software ausstatten sondern es wird Software geben, die auf einem Rechner den Lernvorgang eines Menschen simuliert.
Computer werden also immer “intelligenter”, je länger wir sie benutzen.

Für Arbeitnehmer, Freiberufler und Privatpersonen mit entsprechendem Einkommen wird es also völlig selbstverständlich sein, mit einem oder mehreren solchen Rechnern im Austausch zu sein, die ihnen alle administrativen, kognitiven und kommunikativen Aufgaben des Lebens abnehmen. Über mobile Endgeräte werden wir selbst mit diesem “Additional Brain” mehr oder weniger verbunden und praktisch in dauerndem Austausch sein, ebenso wie auch alle unsere sonstigen technischen Geräte mit helfen, diesen persönlichen Assistenten mit Daten zu versorgen.

Aber warum eigentlich erst 2023? Für Unternehmen wird es schon weit aus früher attraktiv sein, künstliche Intelligenz zu nutzen. Sobald solche Rechner für den Preis eines durchschnittlichen Jahresgehalts (!) eines Mitarbeiters zu kaufen sein werden, kann es für sich für Unternehmen rechnen, solche digitalen Wissensarbeiter zu installieren. Also werden wir vielleicht schon viel früher zumindest in den großen Unternehmen mit diesen zusammenarbeiten.

Doch wieder vorgespult ins Jahr 2023: Für kleinere Wartungsarbeiten braucht man keine menschlichen IT-Experten mehr, da auch diese Aufgaben von anderen Rechnern erledigt werden können. Die IT-Abteilungen werden sich wandeln in das digitale Pendant zu den HR-Abteilungen. Es wird nicht mehr darum gehen Software zu programmieren, sondern den Lernprozess von Computern zu unterstützen. Natürlich wird es ausserdem in vielen Bereichen fast nur noch Roboter geben, aber die meisten künstlichen Intelligenzen werden keine physische Präsenz haben. Das können Server im Keller des eigenen Hauses oder sogar in weit entfernten Server-Farmen sein.

Zukunftsforscher Lars Thomsen hatte 2005 bereits prognostiziert: Wenn ich im Jahr 2015 ins Büro komme und meinen Rechner anschalte, sagt dieser zu mir: „Du hast 60 neue E-Mails, 57 davon konnte ich schon selbst beantworten, bei dreien brauche ich noch Deine Rücksprache.“ Dieses Beispiel ist charmant aber voller Fehler. Wenn ich selbst einen solchen Rechner habe, werden die meisten Menschen, mit denen ich beruflich oder privat zu tun habe, auch einen solchen Rechner haben. Von wem soll ich denn dann noch 60 E-Mails bekommen haben? Alle Belange die ich mit jemandem zu klären habe, regeln unsere digitalen Assistenten direkt untereinander. Dazu brauchen sie keine E-Mails. Für Ihre Kommunikation hat man (oder haben sie selbst?) längst andere Schnittstellen gefunden, die sich auch nicht mehr mit dem Ping-Pong-Spiel des E-Mail-Verkehr vergleichen lassen.

Ein Beispiel: Ich teile meinem Assistenten morgens beim Frühstück ganz beiläufig mit, dass ich Lust hätte, mal wieder mit meinem alten Freund Martin ins Kino zu gehen (Ja, Kinos wird es noch geben). Mein Assistent schreibt jetzt natürlich keine Mail an Martin, sondern nimmt in Millisekunden Kontakt mit Martins Assistenten auf. Dass Martin und ich gut befreundet sind, wissen die beiden.Martins Assistent kennt Martins Terminkalender und hat über Monate gelernt, dass er in Wochen mit zu vielen Terminen abends ungern ausgeht. Die nächste Woche scheint ihm passender.Unsere Assistenten stimmen also einen möglichen Termin ab und da sie auch unser beider Filmgeschmack kennen und das aktuelle Kinoprogramm gescannt haben brauchen wir nur noch bestätigen. Meinem Assistenten habe ich eine Konto-Vollmacht bis 50 Euro pro Tag gegeben, so dass er meine Kinokarte gleich kaufen kann, wobei er darauf achtet, dass ich auch neben Martin sitze. Wir bekommen keine Tickets zu geschickt, auch keinen QR_Code. Unsere Assistenten haben Autorisierungscodes bekommen, die wir aber gar nicht zu Gesicht bekommen.
Wenn wir am Kino angekommen sind, melden uns unsere Assistenten unaufgefordert mit diesem Code beim Einlass-Kontroll-Rechner des Kinos an und wir können die Eingangskontrolle passieren.

Jetzt stelle man sich solche Vereinfachungen in den Unternehmen vor. Die dramatischsten und frühesten Veränderung wird es also im Arbeitsleben geben: New Work oder die dritte digitale Revolution! (die erste digitale Revolution war die elektronische Datenverarbeitung, die zweite war das Internet, die dritte wird K.I. sein). Für die meisten Geschäftsprozesse braucht man keine Menschen mehr. Der Dialog mit künstlichen Intelligenzen wird allgegenwärtig sein. Bankberater, Lehrer, Ärzte, Anwälte, aber auch Handwerker – praktisch alle Berufsgruppen werden den Mehrwert eines vernetzten, nie ermüdenden, 1000 $ Gehirns zu schätzen wissen, das nie in Urlaub fährt, keine Pausenzeiten braucht und statt 8 Stunden täglich auch 24 Stunden arbeiten kann. Wir werden mit diesen künstlichen Intelligenzen leben, reden und arbeiten und diese wiederum werden vor allem auch miteinander arbeiten.

Damit deren Arbeit in die gewollte Richtung geht, werden wir alle zu Führungskräften – zu Führungskräften von künstlicher Intelligenz.”

 

PS: Die Illustration zu diesem Blog-Post wurde von einer künstlichen Intelligenz erstellt. Alternativen waren die obigen Motive. Du interessierst Dich für dieses Thema? Dann komme doch in unsere entsprechende Gruppe auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/groups/14246536/

Auch unser Freund Rainer Göttmann hat über seine Zukunftswette nachgedacht und einen Blog-Post dazu geschrieben:
https://blog.metafinanz.de/die-transformationskraft-von-it-wie-ich-mir-die-zukunft-im-jahr-2014-vorgestellt-habe-und-wie-die-welt-heute-wirklich-ist/