Warum New Work reifen muss, um Organisationen zukunftsfähig zu machen und
…was das mit mutiger Führung zu tun hat.
Die Zeichen verdichten sich: Begriffe wie #PerformanceCulture, #WinningMindset oder #Effizienz feiern ihr Comeback und gewinnen wieder an Bedeutung.
KPIs kehren zurück auf die Tagesordnung, Führungskräfte fordern Ergebnisse ein, Organisationen fokussieren sich auf Steuerung und Kontrolle.
Was ist passiert?
War New Work doch nur ein Feelgood-Programm, das an der Realität gescheitert ist?
Viele erleben diesen Kurswechsel als Rückschritt, als Rückfall in alte Muster: zurück in die Komfortzone klarer Strukturen und harter Zahlen.
Doch vielleicht ist er etwas anderes: eine notwendige Korrektur – ein Reifungsschritt für ein Konzept, das in vielen Organisationen zu einseitig gedacht wurde. Ein notwendiges Update für ein System, das sich selbst überschätzt hat.
Das ursprüngliche Versprechen von New Work war groß: Mehr Eigenverantwortung, weniger Hierarchie, agile Teams, psychologische Sicherheit und hohe Resilienz sollten Organisationen anpassungsfähig und innovativ machen.
Doch was davon ist wirklich eingetreten?
In vielen Unternehmen wurde New Work nicht als tiefgreifendes Organisationsprinzip verstanden, sondern als Flexibilisierungs-Offensive mit Wohlfühlfaktor. Homeoffice, Feelgood-Manager, flache Strukturen – ohne die notwendige Klarheit, Struktur und Ergebnisorientierung.
Die Folge: eine Disbalance zwischen Bedürfnisorientierung und unternehmerischer Verantwortung, zwischen Freiheit und Zielklarheit, zwischen Vertrauen und wirtschaftlicher Wirksamkeit.
In wirtschaftlich angespannten unsicheren Zeiten zeigt sich verstärkt, was fehlt:
- Verlässliche Strukturen und klare Verantwortlichkeiten
- Echte Zielklarheit statt diffuser Visionen
- Führung, die Orientierung gibt – auch in Ambivalenz
Die Zahlen der neuesten Gallup-Umfrage sprechen Bände:
Nur 9 % der Mitarbeitenden sind emotional hoch gebunden. 78 % machen Dienst nach Vorschrift. Und nur 21 % vertrauen ihrer Führung.
Aber das ist kein Führungsproblem (allein) – das ist ein Systemproblem!
New Work ist kein Wohlfühlkonzept. Es ist ein Organisationsprinzip. Und das bedeutet: Es braucht Strukturen, Klarheit, Rahmenbedingungen und Führung, die Ambivalenzen aushält. Die sowohl auf Effizienz als auch auf Menschlichkeit zielt. Die sowohl Ergebnisse als auch emotionale Sicherheit im Blick hat.
Drei Bausteine braucht es für zukunftsfähige Organisationen:
- Ein starkes Fundament:
Klare Verantwortlichkeiten, wirtschaftliche Orientierung, strukturierte Prozesse - Eine reflektierte Haltung:
Vertrauen ermöglichen, Verantwortung fördern, mit Unsicherheit umgehen lernen - Mutige Führung:
Keine Kontrolle alter Prägung, sondern Führung, die Halt gibt, ohne zu bevormunden
Vor allem mutige Führung ist aktuell mehr gefragt denn je – aber sie sieht anders aus als früher. Nicht heroisch, nicht dominant, nicht kontrollierend. Sondern: Gestaltend, klärend, balancierend. Führungskräfte auf allen Ebenen sind gefragt, Räume zu schaffen, in denen sich Leistung entfalten kann – ohne Angst.
Dazu gehört:
- Erwartungen klar und offen kommunizieren
- Verantwortung ermöglichen – nicht nur einfordern
- Sicherheit durch Klarheit schaffen, nicht durch Kontrolle
Und ganz zentral: emotionale Sicherheit bewusst gestalten.
Denn Angst lässt sich nicht über Argumente oder positive Rhetorik auflösen – nur über konkrete, erlebte Erfahrungen. Die Neurowissenschaft zeigt: Unser Gehirn überschreibt Angst durch überraschende positive Erlebnisse, nicht durch Willenskraft.
Unerwartete Erfolgserlebnisse schaffen
– Kleine, aber spürbare Siege ermöglichen
Räume für Leistung mit psychologischer Sicherheit schaffen
– Fehler erlauben, Lernen statt Sanktionieren
Erwartungen konsequent klären und nachhalten
– Orientierung geben statt Offenheit ohne Richtung
Eigenverantwortung schrittweise stärken
– Verantwortung nicht nur zuschreiben, sondern begleiten
Was wir derzeit erleben, ist kein Rückschritt. Es ist die Korrektur einer Einseitigkeit, die notwendige Weiterentwicklung eines überfrachteten Freiheitsversprechens. Wenn New Work Zukunft haben soll, braucht es mehr als Vertrauen. Es braucht Struktur, Verantwortung und Führung, die Sicherheit schafft – nicht durch Kontrolle, sondern durch Klarheit, Reflexion und gelebte Haltung.
Was denkst Du:
Kehren wir zurück zur alten Leistungskultur – oder ist das genau der Reifungsschritt, den New Work braucht?
Wie erzeugen wir eine neue Balance und die Grundlage für mutige Führung?
Wie schafft Ihr in Euren Verantwortungsbereichen Räume, in denen sich Leistung entfalten darf – weil es sicher ist, sich zu zeigen?