AI-Teammate: Totes Werkzeug oder nette Kollegin?

Peter Fischer

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Nette Kollegin oder doch nur ein totes Werkzeug?

Wie viel Menschlichkeit wollen wir in die künstliche Intelligenz, mit der wir interagieren eigentlich hinein projizieren? Fällt uns der Kontakt mit KI leichter, wenn wir Muster und Mechanismen benutzen, die wir aus dem Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen kennen?

Business Simulation mit einem AI-Teammate

Letzte Woche waren Vera Farag und Peter Fischer mit einem eher sozialen als technischen KI-Experiment bei der metafinanz: In einer von uns entwickelten Business Simulation haben 15 Teilnehmende erprobt, wie es sich anfühlen würde, eine künstliche Kollegin ins eigene Team zu holen. Unser Ziel war es, die tatsächliche Team-Zusammenarbeit mit einer KI zu erproben und kritisch zu reflektieren. Die Simulation eine fiktive Organisation, die vor sehr konkreten Problemen steht, für die Lösungs-Ansätze entwickelt werden sollten. Der Clou: Jede Kleingruppe konnte eine von sieben virtuellen KI-Kolleginnen auswählen, die wir komplett mit Namen, Kompetenzen, Charaktereigenschaften und Verhaltens-Tendenzen ausgestattet hatten. Diese vielfältige Vermenschlichung führte zu faszinierenden und teils kontroversen Reaktionen.

Auswahl des „richtigen“ AI-Teammate:

Strategische Wahl: Einige Teams nahmen sich viel Zeit, um die KI-Personas genau zu verstehen. Sie suchten nach Charaktereigenschaften, die fehlende Verhaltensmuster im Team ausgleichen konnten, wie etwa fehlende Stringenz, Kreativiät oder analytische Fähigkeiten.
Ablehnung der Personalisierung: Andere Teilnehmende lehnten die „Vermenschlichung“ der KI ab und sahen sie lediglich als funktionales Tool zur Lösung von Problemen. Diese Teams wollten klare Ergebnisse ohne emotionalen Ballast.
Begeisterung für Personalisierung: Einige waren begeistert von der Idee einer personalisierten KI-Kollegin. Sie integrierten sie aktiv ins Team und interagierten mit ihr, als wäre sie eine echte Kollegin – Vorstellungsrunde inklusive.

Zusammenarbeit mit dem AI-Teammate:

Vorsichtige Annäherung: Manche Teams wollten die Herausforderungen zuerst selbst verstehen und baten die KI erst dann um Unterstützung. Diese Herangehensweise führte zu tiefem Teamverständnis und besseren Ergebnissen.
Direkte Abhängigkeit: Andere Teams fragten die KI-Kollegin sofort nach Lösungen, ohne sich vorher als Team abzustimmen. Dies führte zu schnellen, aber manchmal unvollständigen Lösungen.
Experimentierfreude: Viele Teams probierten mit Neugier und Begeisterung verschiedene Konstellationen mit den KI-Kolleginnen aus und analysierten die unterschiedlichen Ergebnisse.
Frustration bei Fehlern: Teams, die die KI nur als Experten-Tool sahen, reagierten oft frustriert, wenn die KI nicht sofort perfekte Lösungen lieferte. Geduld und Flexibilität erwiesen sich hier als Schlüssel zum Erfolg.
Reflexion der Interaktion: Einige Teams bemerkten rückblickend, dass sie zu sehr auf die KI fokussiert waren und den menschlichen Austausch vernachlässigten.

Erkenntnisse und Ausblick:

Die Simulation brachte zahlreiche wertvolle Erkenntnisse. Die Teilnehmenden lieferten uns durch ihr Agieren und durch ihr Feedback wichtige Impulse und zeigten, wie unterschiedlich die Integration einer KI in ein Team wahrgenommen werden kann. Es wurde uns sehr bestätigt, dass der Einsatz von KI nicht nur technische, sondern eben auch menschliche (soziale und emotionale) Aspekte umfasst. Diese Bandbreite an Ansichten und Dynamiken wird uns auch bei der Transformation zu einer KI-gestützten Netzwerkorganisation begegnen.

Die Business Simulation war somit ein wichtiger Schritt in Richtung unserer KI-gestützten Zukunft. Sie zeigte uns nicht nur das Potenzial und die Herausforderungen der KI-Integration, sondern auch, wie wichtig es ist, die menschlichen und emotionalen Dimensionen im Auge zu behalten. Mit diesen Erkenntnissen sind wir bereit, die nächsten Schritte in unserer Transformation zu gehen.